Post by Jens FangmeierPost by Adrian VollmerDenn Cannibal Corpse hatte deswegen sogar
mal ein Auftrittsverbot in Europa (oder nur Deutschland?).
Wer sollte sowas verhängen?
Aufgrund welcher Rechtsgrundlage?
Tja, anscheinend war das in der Tat nur bei einzelnen Veranstalter. Ich habe
hier noch einen interessanten Text dazu gefunden. Wie das Verbot nun genau
erwirkt wurde, ist allerdings nicht ersichtlich.
http://www.thrashcan.net/thrashcan/front/zensurspe.html
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Christa Jenal gegen Cannibal Corpse
Christa Jenal, eine Gymnasiallehrerin für Englisch und Sozialkunde in
Südwestdeutschland wird 1994 über das Szenemagazin "Rock Hard" auf die US
Death Metal Band Cannibal Corpse und ihre akuelle CD "The Bleeding"
aufmerksam. Sie lässt sich den Tonträger der Band per Postversand ins Haus
kommen und ist besonders von dem schon 1991 wegen des Artworks indizierten
Tonträgers "Butchered At Birth" entsetzt. Das führt noch im selben Jahr zum
Totalverbot der Platte. Gründe: "[?] die auf dem Tonträger aufgezeichneten
Liedertexte [?] schildern eine Vielzahl grausamer und brutaler
Tötungsszenen, durch die [versucht wird], die Anziehungskraft des Hörers
auf Musik und Text zu gewinnen.[?] Die einzelnem Liedertexte [enthalten] in
grober und reißerischer Form die Wiedergabe des Geschlechtsverkehr[s] [?]
mit den währenddessen oder danach gefolterten, erschlagenen oder sonst
grausam zu Tode gebrachten Opfern. [Die Texte] verharren in der
schwelgerischen Darstellung von grausamen Folter- und Mordszenen" Im
folgenden Jahr 1995 wird alles bis dahin erschienene Material der Band bis
auf "The Bleeding" Die LP "Eaten Back To Life"(1990 erschienen), "Hammer
Smashed Face" (1992 erschienen) und "Tomb Of The Mutilated" (1993
erschienen) Von dem 94ger Album werden die Cover durch die Plattenfirma
"entschärft" und die Texte nicht mehr im Beiheft abgedruckt. Das reicht der
Lehrerin allerdings nicht, sie besucht ein Konzert der Band und stellt
fest, dass einzelne Songs der indizierten Platten immer noch im
Live-Programm enthalten sind. Sie erwirkt direkt bei den einzelnen
Veranstaltern ein Verbot für die Lieder "Hammer Smashed Face"(= Mit dem
Hammer eingeschlagenes Gesicht) "Entails Ripped From A Virigin's
Cunt" (=Eingeweide, die aus der Fotze einer Jungfrau gerissen wurden) und
"Meat Hook Sodomy" (=Sodomie am Fleischerhaken) . Die Band reagiert und
lenkt vorläufig ein. Allerdings nur zum Schein: Basser Alex Webster gibt in
einem Interview mit dem Rock Hard an, man umgehe das Verbot indem man auf
Ansagen vor den Liedern verzichte. Offensichtlich hat der Amerikaner zum
Zeitpunkt seiner Äußerungen den Ernst und Eifer von Frau Jenal
unterschätzt, denn die stellt Strafanzeige gegen Herrn Webster. Dann
erwirkt sie, wiederum bei den Konzertveranstaltern direkt ein
Auftrittsverbot für eine 1995 stattfindende Europatour der Band in
Stuttgart, sowie eine FSK Freigabe ab 18 Jahren für die Auftrittsorte
München und Essen. Frau Jenal selbst: "Langfristig ist es jedoch so, dass
Cannibal Corpse mit dem Scheiß, den sie über die Jahre fabriziert haben,
keine Tournee mehr auf die Beine kriegen. Das werde ich mit Sicherheit
verhindern." Seither verzichtet die Band auf Verbotumgehungen in jeglicher
Form. Um einer Indizierung zu entgehen praktiziert die Firma seit 1995 mit
der LP "Vile" eine Doppelstrategie und lässt für Deutschland ein spezielles
Cover anfertigen. Ein Labelsprecher von "Metal Blade Records Europe" dem
Label von Cannibal Corpse dazu: "Im europäischen Ausland gab es mit dem
Layout nie Probleme, nur in Deutschland. In Süd Korea müssen die Texte in
die Landessprache übersetzt und einer staatlichen Kommission zur Prüfung
vorgelegt werden. Da sind mal zwei Mitarbeiter des dortigen Vertriebs, die
eine Best Of erstellt haben wegen der Fälschung einzelner Texte in den
Knast gewandert" . Frau Jenal führt jedoch nicht bloß etwas, wie eine
private Fehde mit den US Death Metallern. Sie sieht ihre ethische
Nebentätigkeit als "demokratische Pflicht" und zieht auch gegen Gruppen wie
"Rammstein" ("Die Live-Show von denen ist wirklich gigantisch und perfekt
gemacht. Wie ein Aufmarsch. So stelle ich mir die Inszenierungen der Nazis
vor. Mein Hauptkritikpunkt sind jedoch Texte wie 'Bück dich' und das mit
dem Vater und der Tochter [gemeint ist 'Tier' ]Das sind Scheißtexte ohne
Distanz." ) und "Marilyn Manson" ("Ich habe jetzt auch gegen Bertelsmann
wegen des Vertriebs von Marilyn Manson-Platten Strafanzeige gestellt. Diese
Tonträger sind nach meinen Wertmaßstäben faschistisch. Sie enthalten
menschenverachtende Fotos und Texte, und dazu kommt noch das
Bühnenspektakel." )