Schorsch
2006-05-12 10:22:59 UTC
</quote>
Professor lehnt syrische Studentin ab
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,415707,00.html
Von Jan Friedmann
Eine scharf formulierte E-Mail eines Professors an eine ausländische
Studentin sorgt für Furore an der TU Dresden. Der
Wirtschaftswissenschaftler wies sie als Doktorandin glatt zurück, nur
weil sie aus Syrien kommt - und wegen der "feindseligen Haltung Ihres
Landes".
Ein Stipendium des syrischen Hochschulministeriums konnte Rola Ibrahim
bereits vorweisen, einen Sprachintensivkurs in Leipzig ebenfalls. Im
Februar fragte die Wirtschaftsstudentin aus Syrien bei Professor
Hermann Locarek-Junge an, ob die Möglichkeit bestehe, "einen
Weiterbildungsplatz an Ihrer Universität zur Promotion im
Arbeitsgebiet Finanzwirtschaft" zu erhalten.
Der Dresdner Professor für Finanzwirtschaft und Finanzdienstleistungen
beschied die Anfrage mit einer ungewöhnlich begründeten Absage.
Angesichts "der feindseligen Haltung" des Landes Syrien "gegenüber
westlichen Ländern (speziell Israel) und westlichen Institutionen"
sowie der "Unterstützung des internationalen Terrorismus" durch Syrien
lehne er "jegliche Unterstützung syrischer Staatsbürger derzeit
strikt ab".
Es sei zwar schade, so führt Locarek-Junge weiter aus, "dass Sie damit
unter dieser Politik Ihres Landes leiden, aber Sie speziell - wer sonst
- sind aufgefordert, diese meine Kritikpunkte betreffende Situation
baldmöglichst zu ändern".
Ein Lehrender, der seine Wut über die Haltung der syrischen Machthaber
an einer Studentin auslässt und eine neutrale Anfrage mit einer scharf
formulierten Ablehnung beantwortet - die fragwürdige E-Mail rief erst
Gaststudenten an der TU und Ausländervertreter auf den Plan, dann die
Presse. Unter anderem die "Dresdner Neueste Nachrichten" berichteten
über den Fall.
Diskriminierend, aber nicht ausländerfeindlich?
Der Deutsch-Syrische Verband trug die Sache Marita
Schieferdecker-Adolph, der Ausländerbeauftragen der Stadt Dresden,
vor. Sie bat die Universität um eine Stellungnahme und suchte das
Gespräch mit dem Professor. Ihre Auffassung: Locarek-Junge habe nicht
das Recht, "in seiner Funktion als Professor seine private politische
Meinung in dieser Form zu äußern", sagte sie SPIEGEL ONLINE.
WORTLAUT DER E-MAIL
"Sehr geehrte Frau Ibrahim,
angesichts der feindseligen Haltung Ihres Landes gegenüber westlichen
Ländern (speziell Israel) und westlichen Institutionen,
Terroranschlägen des syrischen Geheimdienstes im Libanon und anderswo
und der Unterstützung des internationalen Terrorismus durch Ihr Land
lehne ich jegliche Unterstützung syrischer Staatsbürger derzeit
strikt ab.
Es ist schade, dass Sie damit unter dieser Politik Ihres Landes leiden,
aber Sie speziell - wer sonst - sind aufgefordert, diese meine
Kritikpunkte betreffende Situation baldmöglichst zu ändern.
Gruß
HLJ [Prof. Dr. Hermann Locarek- Junge]
Die Ausländerbeaufragte ordnet die E-Mail zwar nicht als
ausländerfeindlich ein. Doch erfülle das Vorgehen "den Tatbestand der
Diskriminierung und der Menschenrechtsverletzung". Es wäre die Aufgabe
des Professors gewesen, "Frau Ibrahim während ihres Studiums das
nötige Rüstzeug zu geben, um nach ihrer Rückkehr in ihr Heimatland
für Demokratie und Menschenrechte eintreten zu können".
Auch die TU Dresden distanziert sich ausdrücklich von dem Schreiben
ihres Hochschullehrers. Sie wertet laut Pressesprecher Mathias Bäumel
das Schreiben als "möglicherweise unbedacht geäußerte, private
politische Meinung, die nicht dem Standpunkt der TU Dresden"
entspreche. Die TU wehre sich dagegen, "wenn Hochschullehrer ihre
dienstlichen Aktivitäten in Lehre und Forschung für die Durchsetzung
privater politischer Ideen missbrauchen sollten".
Schaden für die TU Dresden
Auch der Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Wolfgang
Uhr, distanzierte sich in einer E-Mail an Professoren von seinem
Studiendekan. Durch das Vorgehen sei "nicht nur die Fakultät, sondern
nun wohl auch die Universität beschädigt worden".
Locarek-Junge wollte bislang nicht zu den Vorgängen Stellung beziehen.
An seinem Lehrstuhl heißt es auf Anfrage, er sei zu keiner Auskunft
bereit. In mehreren Schreiben an den Dekan weist er den Vorwurf der
Ausländerfeindlichkeit zurück, bekräftigt aber seine Aussage. Seine
Begründung: "Wenn ein Staat Terrorismus betreibt oder aktiv fördert,
dann sollten seine Bürger auch wissen, wie andere Personen dies
aufnehmen und empfinden, damit sie daran etwas ändern können."
Seine Meinungsfreude am falschen Ort wird für den streitbaren
Professor wohl keine dienstrechtlichen Folgen haben. Das Sächsische
Wissenschaftsministerium hat nach Angaben von Pressesprecherin
Angelika-Maria Wahrheit Gebrauch von der Möglichkeit gemacht, ein
"dienstliches Fehlverhalten" festzustellen, ohne weitere Sanktionen zu
verhängen. Locarek-Junge habe sich entschuldigt.
Auch die TU Dresden betrachtet nach einer Gesprächsrunde mit deutschen
und syrischen Studenten Missverständnisse als ausgeräumt.
Ausländische Studenten seien in der Vergangenheit stets gut
aufgenommen und betreut worden, dies werde auch in Zukunft so sein.
Ob diese Gastfreundschaft auch der syrischen Studentin Rola Ibrahim
zugute kommen, ist ungewiss: Derzeit wird noch geprüft, ob ein anderer
Dresdener Wirtschaftsprofessor sie als Doktorandin betreuen wird.
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Professor lehnt syrische Studentin ab
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,415707,00.html
Von Jan Friedmann
Eine scharf formulierte E-Mail eines Professors an eine ausländische
Studentin sorgt für Furore an der TU Dresden. Der
Wirtschaftswissenschaftler wies sie als Doktorandin glatt zurück, nur
weil sie aus Syrien kommt - und wegen der "feindseligen Haltung Ihres
Landes".
Ein Stipendium des syrischen Hochschulministeriums konnte Rola Ibrahim
bereits vorweisen, einen Sprachintensivkurs in Leipzig ebenfalls. Im
Februar fragte die Wirtschaftsstudentin aus Syrien bei Professor
Hermann Locarek-Junge an, ob die Möglichkeit bestehe, "einen
Weiterbildungsplatz an Ihrer Universität zur Promotion im
Arbeitsgebiet Finanzwirtschaft" zu erhalten.
Der Dresdner Professor für Finanzwirtschaft und Finanzdienstleistungen
beschied die Anfrage mit einer ungewöhnlich begründeten Absage.
Angesichts "der feindseligen Haltung" des Landes Syrien "gegenüber
westlichen Ländern (speziell Israel) und westlichen Institutionen"
sowie der "Unterstützung des internationalen Terrorismus" durch Syrien
lehne er "jegliche Unterstützung syrischer Staatsbürger derzeit
strikt ab".
Es sei zwar schade, so führt Locarek-Junge weiter aus, "dass Sie damit
unter dieser Politik Ihres Landes leiden, aber Sie speziell - wer sonst
- sind aufgefordert, diese meine Kritikpunkte betreffende Situation
baldmöglichst zu ändern".
Ein Lehrender, der seine Wut über die Haltung der syrischen Machthaber
an einer Studentin auslässt und eine neutrale Anfrage mit einer scharf
formulierten Ablehnung beantwortet - die fragwürdige E-Mail rief erst
Gaststudenten an der TU und Ausländervertreter auf den Plan, dann die
Presse. Unter anderem die "Dresdner Neueste Nachrichten" berichteten
über den Fall.
Diskriminierend, aber nicht ausländerfeindlich?
Der Deutsch-Syrische Verband trug die Sache Marita
Schieferdecker-Adolph, der Ausländerbeauftragen der Stadt Dresden,
vor. Sie bat die Universität um eine Stellungnahme und suchte das
Gespräch mit dem Professor. Ihre Auffassung: Locarek-Junge habe nicht
das Recht, "in seiner Funktion als Professor seine private politische
Meinung in dieser Form zu äußern", sagte sie SPIEGEL ONLINE.
WORTLAUT DER E-MAIL
"Sehr geehrte Frau Ibrahim,
angesichts der feindseligen Haltung Ihres Landes gegenüber westlichen
Ländern (speziell Israel) und westlichen Institutionen,
Terroranschlägen des syrischen Geheimdienstes im Libanon und anderswo
und der Unterstützung des internationalen Terrorismus durch Ihr Land
lehne ich jegliche Unterstützung syrischer Staatsbürger derzeit
strikt ab.
Es ist schade, dass Sie damit unter dieser Politik Ihres Landes leiden,
aber Sie speziell - wer sonst - sind aufgefordert, diese meine
Kritikpunkte betreffende Situation baldmöglichst zu ändern.
Gruß
HLJ [Prof. Dr. Hermann Locarek- Junge]
Die Ausländerbeaufragte ordnet die E-Mail zwar nicht als
ausländerfeindlich ein. Doch erfülle das Vorgehen "den Tatbestand der
Diskriminierung und der Menschenrechtsverletzung". Es wäre die Aufgabe
des Professors gewesen, "Frau Ibrahim während ihres Studiums das
nötige Rüstzeug zu geben, um nach ihrer Rückkehr in ihr Heimatland
für Demokratie und Menschenrechte eintreten zu können".
Auch die TU Dresden distanziert sich ausdrücklich von dem Schreiben
ihres Hochschullehrers. Sie wertet laut Pressesprecher Mathias Bäumel
das Schreiben als "möglicherweise unbedacht geäußerte, private
politische Meinung, die nicht dem Standpunkt der TU Dresden"
entspreche. Die TU wehre sich dagegen, "wenn Hochschullehrer ihre
dienstlichen Aktivitäten in Lehre und Forschung für die Durchsetzung
privater politischer Ideen missbrauchen sollten".
Schaden für die TU Dresden
Auch der Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Wolfgang
Uhr, distanzierte sich in einer E-Mail an Professoren von seinem
Studiendekan. Durch das Vorgehen sei "nicht nur die Fakultät, sondern
nun wohl auch die Universität beschädigt worden".
Locarek-Junge wollte bislang nicht zu den Vorgängen Stellung beziehen.
An seinem Lehrstuhl heißt es auf Anfrage, er sei zu keiner Auskunft
bereit. In mehreren Schreiben an den Dekan weist er den Vorwurf der
Ausländerfeindlichkeit zurück, bekräftigt aber seine Aussage. Seine
Begründung: "Wenn ein Staat Terrorismus betreibt oder aktiv fördert,
dann sollten seine Bürger auch wissen, wie andere Personen dies
aufnehmen und empfinden, damit sie daran etwas ändern können."
Seine Meinungsfreude am falschen Ort wird für den streitbaren
Professor wohl keine dienstrechtlichen Folgen haben. Das Sächsische
Wissenschaftsministerium hat nach Angaben von Pressesprecherin
Angelika-Maria Wahrheit Gebrauch von der Möglichkeit gemacht, ein
"dienstliches Fehlverhalten" festzustellen, ohne weitere Sanktionen zu
verhängen. Locarek-Junge habe sich entschuldigt.
Auch die TU Dresden betrachtet nach einer Gesprächsrunde mit deutschen
und syrischen Studenten Missverständnisse als ausgeräumt.
Ausländische Studenten seien in der Vergangenheit stets gut
aufgenommen und betreut worden, dies werde auch in Zukunft so sein.
Ob diese Gastfreundschaft auch der syrischen Studentin Rola Ibrahim
zugute kommen, ist ungewiss: Derzeit wird noch geprüft, ob ein anderer
Dresdener Wirtschaftsprofessor sie als Doktorandin betreuen wird.
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